Als Kleinkind im Alter von 3 Jahren nahmen mich meine Eltern schon ein Mal nach Frankreich mit in den Urlaub. Aber man kennt das, in einem derart jungen Alter bleiben nur wenige Erinnerungen erhalten. Diese waren verschwommen und ich erinnere mich nur an einen Campingplatz überwuchert mit Disteln und holländischen Nachbarn.
Also beschloss ich im Alter von 23 Jahren noch ein Mal dieses Land, zu besuchen. Mein Freund ist sehr frankophil und schwärmt immerzu von Frankreichs Kultur und der Lebensart der Menschen dort.
Durch die Seite CouchSurfing.org hab ich schnell eine geeignete Möglichkeit (oder Couch) zum Übernachten gefunden. Montpellier sollte es sein, mein Freund hatte mir schon von der Stadt erzählt, eine mediterrane Studentenstadt umgeben von Weinbergen in Südfrankreich. Am 15. Juli nahm ich das Flugzeug von Frankfurt/Hahn (der einzige Flughafen in Deutschland, der einen direkten Flug nach Montpellier anbietet). Nach etwa 2 Stunden kam ich übermüdet wegen langer Wartezeit in Frankfurt endlich in Montpellier an und wurde gleich von meiner freundlichen Gastgeberin Valentina abgeholt. Als wir bei ihr ankamen, sie wohnte im Künstlerviertel der Stadt: Figuerolles, hatte ich gerade noch genug Kraft um mein Lager aufzuschlagen und schlief nach einem kleinen Willkommens-Pastis (ein typischer Likör Südfrankreichs) direkt ein.
Am nächstem Morgen nach einem petit-déjeuner mit frischem Kaffee und Croissants machten wir uns auf, denn Valentina wollte mir natürlich Stadt zeigen, das gehört auch zum guten Ton beim Couchsurfing. Zuerst zeigte sie mir den Place de la Comedie, das kulturelle Zentrum der Stadt mit Kinos, Theatern und Cafés. Danach ging es weiter zum Musée Fabre welches dem berühmtesten Künstler Montpelliers (François-Xavier-Pascal Fabre) gewidmet ist. Das war weniger spannend für mich denn Fabre's Bilder sind zumeist Landschaftsbilder, das wollte ich Valentina natürlich nicht unbedingt wissen lassen, denn sie schien nahezu verliebt in ihren heimatlichen Künstler.
Nach dem Museumsbesuch neigte sich der Tag auch schon wieder dem Ende zu und wir sind zurück in ihre Wohnung, hier gab es selbst gemachte Pizza von mir als eine Art Gastgeschenk, nun war auch Valentinas Mitbewohner Timothée angekommen und wir verschlangen die Pizza mit Anchovis und tranken Cidre doux.
Den zweiten Tag haben wir genutzt, um an das Meer zu fahren. Vom Place de l' Europe nahmen wir den Bus nach La Grande Motte und verbrachten den ganzen Tag in der Sonne Südfrankreichs. Die Busse in und um Montpellier sind sehr günstig und man kann so zum Beispiel für gerade mal einen Euro nach Saint Guilhem le Désert reisen, eines der schönsten Dörfer Südfrankreichs. Abends waren wir auf einer Hausparty, die sich irgendwann nach draußen verlagerte und wir tanzten vor der Bar La Pleine Lune, einer der Kellner spielte wild und betrunken auf einem Klavier welches draußen, neben den Tischen stand. Völlig geschafft fiel ich in mein provisorisches Bett und schlief bis in den Nachmittag durch.
Verkatert musste ich nach dem Aufwachen meine Sachen zusammensuchen und meine Koffer packen, leider war meine Zeit in Montpellier schon wieder vorbei. Ich bedankte mich herzlichst bei Valentina und auch Timothée für ihre Gastfreundschaft und wurde von beiden noch zum Flughafen gebracht.
Die selbstorganisierte Reise nach Montpellier war für mich eine wunderschöne Erfahrung, nicht nur weil die Stadt ganz bezaubernd ist, sondern auch wegen der netten Menschen und der Selbstverständlichkeit mit der ich von Valentina und Timothée aufgenommen wurde. Auch Couchsurfing an sich kann ich als günstige Unterbringungsmöglichkeit nur empfehlen.
Felix
Montpellier
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Saint-Guilhem-le-Désert
La Grande-Motte