Das Landen auf dem Internationalen Flughafen in Korfu City, der Hauptstadt der griechischen Insel Korfu, ist ein kleines Erlebnis für sich. Eine knapp 2,4 Km lange und knapp unter 50 m breite Landebahn, die ansonsten nahezu ganz von Meerwasser umgeben ist. Wer zum ersten Mal auf Korfu auf diesem Flughafen landet, kann sehr wohl den Eindruck gewinnen, dass sein Leben plötzlich genauso kurz wie diese Landebahn werden könnte, falls es dem Piloten nicht gelingt das Flugzeug schnell zum Stehen zu bringen. Es ist nicht bekannt, dass Piloten jemals über das Pistenende hinaus einen Flieger erst zum Stehen brachten, doch allein der Gedanke birgt eine gewisse Spannung und Brisanz.
Mein Aufenthalt im Sommer des Jahres 2010 auf eine der Ionischen Inseln, auf der Insel Korfu, begann genau mit diesem Erlebnis und mit diesen Gefühlen der plötzlichen Sorge und der Erkenntnis, wie unerwartet kurz doch das eigene Leben erscheinen kann. Ich saß in einem der vielen Flieger, die Touristen am Beginn einer Urlaubsreise auf eine typische Ferieninsel in den Süden Europas bringen, eine jener Inseln, die von vielen deutschen Touristen in den heißen Sommermonaten mit teutonischer Langzeitplanung und germanischer Zielstrebigkeit eingenommen wird. Mein Ziel war ein bereits in Deutschland gebuchtes Ferienhaus im Norden-Westen der Insel, in Paleokastritsa. Alles war per Internet und Telefon abgewickelt worden, alles schien ganz normal abzulaufen, ein Angebot, eine gründliche Überprüfung, einige eMails und Telefonate und am Ende eine verbindliche Buchung und eine Überweisung der vereinbarten Kosten für eine Woche in einem Ferienhaus. Als ich schließlich auch noch einen relativ günstigen Flug auf die Insel Korfu ergattern konnte, war mein Urlaubsglück fast vollkommen. Ich hatte mir vorgenommen einige größere, wichtige Schreibarbeiten und meinen Roman nach Möglichkeit in völliger Erholung und Abgeschiedenheit abzuschließen. Alles war demnach vorbereitet, mein (Arbeits-) Urlaub im Ferienhaus sollte von mir effektiv und fruchtbringend genutzt werden.
Nachdem ich auschecken konnte und eines der Taxis zu mir winkte, begann die Fahrt in das etwas mehr als 20 km entfernt liegende Paleokastritsa. Die Fahrt selber war sehr kurzweilig, dafür sorgte Alexis, kurz Alex, mein Taxifahrer mit seinem gebrochenen Englisch und den vielen verschiedenen Unterbrechungen während der Fahrt, wenn er ihm bekannte Menschen am Straßenrand durch ein kurzes Hupen grüßte und mir stets die notwendige Erklärung zur Person gab. Da ein guter Freund, dort ein alter Verwandter, hier einer seiner vielen Brüder und so weiter. Schließlich standen wir vor dem Ziel meiner Reise, wo ich meinen aktiven Urlaub im Ferienhaus verbringen wollte. Das meinte Alex zumindest. Ich glaubte einfach meinen Augen nicht, verstand erst jetzt, warum er mich am Flughafen mehrmals nach dem Namen des Ferienhauses und der Straße fragte: wir standen vor einer baufälligen Ruine eines Hauses, welches seine besten Tage bereits lange hinter sich hatte. Ich hatte mich offensichtlich von schönen Bildern im Internet, einem sehr freundlichen Ferienhauseigentümer am Telefon und den vielen anderen zur Fassade aufgebauten Hinweisen eines privaten Ferienanbieters tatsächlich betrügen lassen. Es war einfach unfassbar, so surreal, wie in einem Film, doch es war pure Realität: es gab hier kein Ferienhaus, keine mit gebuchte Köchin, keine Reinemachefrau und schon gar kein Meerblick. Es gab einzig und allein eine sehr alte Ruine und ein aus Brettern schlecht gezimmerter Zaun. Was sollte ich jetzt machen?
ACh
Paleokastritsa
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