Kenia ist ein Land der krassen Gegensätze. Einerseits herrscht unglaubliche Armut, andererseits existiert besonderer Reichtum der Tier- und Pflanzenwelt. Im Juni 2011 habe ich Kenia für zwei Wochen kennengelernt. Meine jüngere Schwester absolviert ein Praxissemester in Nairobi in einem Rehabilitationszentrum für Straßenkinder und ich habe sie dort besucht und eine Safari Rundreise angehängt. Diese Reise der Gegensätze hat mich sehr bewegt.
Nach insgesamt zwölf Stunden Reise kam ich im schwülen Nairobi abends an. Obwohl im Juni Winter ist, zeigt das Thermometer konstante und angenehme 25 Grad an. In meinem Reiseführer stand, dass das Touristenvisum nur mit US-Dollar oder kenianischen Schilling bezahlt werden kann, ich bezahlte mein Visum am Flughafen jedoch problemlos mit Euro. Auf der Fahrt zur Wohnung meiner Schwester lernte ich die Straßenverhältnisse in Nairobi kennen: Man schnallt sich nicht an, da es keine Gurte gibt. Die Fenster sind weit geöffnet, da es keine Klimaanlagen gibt. Der Fahrer fährt bei Rot über die Ampeln und drängelt was das Zeug hält, nebenher läuft laute Raggae-Musik im Radio. Willkommen in Afrika!
Am nächsten Tag sind wir zu Fuß entlang einer stark befahrenen Straße zum Slum gelaufen in dem sich das Zentrum für Straßenkinder befindet. Meine Schwester und ich waren weit und breit die einzigsten "Mzungus" = Weißer, Fremder. Sie geht die Strecke jeden Tag, die Menschen kennen sie schon, aber dass eine zweite Weiße sie begleitet hat, war schon eine kleine Sensation und wir wurden neugierig bestaunt und angesprochen. Alle Kenianer wachsen zweisprachig auf. Sie lernen schon im Kindergarten Englisch und sprechen zu Hause Swahili.
Die Kinder im Zentrum waren ebenfalls gespannt auf mich. Die Jungs sind zwischen sechs und 15 Jahre alt und oft Vollwaisen oder wurden von zu Hause weggeschickt, weil kein Geld für Essen übrig war. Obwohl manche von ihnen schlimme Erfahrungen hinter sich haben, sind sie aufgeweckt und sehr lieb. An diesem Tag hatten sie ihren Waschtag, d.h. alle Kinder bringen ihre gesamte Kleidung mit und waschen diese im Zentrum eigenhändig in einem Waschzuber. Trotz dieser harter Arbeit ging es sehr lustig zu. Danach gab es das Nationalgericht: Ugali mit Githeri, eine Art Knödel aus Maismehl mit Bohnen. Mittags spielten wir mit den Kindern Uno und Fußball. Am nächsten Tag sponsorte ich einen Auflug für alle Kinder zum KICC - Kenyatta International Conference Center = Kongresshaus. Dort kann man für 20 Cent mit einem Aufzug in die oberste Etage fahren und hat einen wunderbaren Blick über ganz Nairobi. Die Jungs waren sprachlos und werden diesen Auflug so schnell nicht vergessen. Ich übrigens auch nicht!
Am Tag darauf brach ich zu meiner Safari-Rundreise auf. Mit zwei Österreichern und Antony unserem Fahrer ging es Richtung Mount Kenya zur Serena Mountain Lodge. Diese Unterkunft wurde in der Kolonialzeit gebaut und befindet sich mitten in den Bergen, umzäunt von saftig grünen Bäumen. Direkt am Hotel ist ein Wasserloch, an dem sich Büffel, Nashörner und Affen stärkten. Nach einer kurzen Nacht fuhren wir weiter zum Samburu Nationalpark. Die Samburus sind bekannt aus dem Buch Die weiße Massai. Dieser Stamm lebt tatsächlich heute noch in Lehmhütten und kleidet sich mit roten Tüchern. Diese farbigen Tücher sind ein Signal für wilde Tiere, damit diese nicht zu nahe kommen. Im Hotel waren die Samburus dafür zuständig, die Affen mit Steinschleudern zu verjagen. Unsere Lodge im Samburu Park bestand aus Bambusholz und war rundum offen! Ein Traum für uns und die Affen, die alles klauten was nicht niet- und nagelfest war. Nachmittags und am Tag darauf starteten wir unsere erste Pirschfahrt in unserem offenen Geländewagen. Wir haben Giraffen, Elefanten, Zebras, Löwen, Affen, Gazellen, Warzenscheine etc. gesehen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl diese wilden Tiere so hautnah in der Weite ihrer Heimat zu erleben.
Nach diesen zwei erlebnisreichen Tagen fuhren wir auf holprigen Straßen weiter zu den Thompson Wasserfällen, wo wir einen kurzen Stopp für das Mittagessen einlegten. Später fuhren durch das Rift Valley, den sogenannten Großen Afrikanischen Grabenbruch, wo der Ursprung der Menschheit begann. Wir stoppten am Äquator und kamen am Nachmittag am Nakuru See an. Dieser See bietet ein einmaliges Naturschauspiel mit Millionen rosaroten Flamingos, Pelikanen und weiteren 50 Säugetieren. Auch die beinahe ausgerotteten Breitmaulnashörner und die Rothschildgiraffen haben dort ein sicheres Zuhause gefunden.
Am nächsten Tag fuhren wir weiter Richtung Süden zum Nationalpark Masai Mara, dem tierreichsten Reservat Kenias. Dort verbrachten wir zwei Tage und erlebten auf unseren Safaris die weite Afrikas. Der Park hat eine Fläche von über 1.500 qm. So weit man sehen kann, ist alles Nationalpark und die Tiere leben absolut unberührt. Wir beobachteten die Tiere bei ihren ausgedehnten Wanderungen. So sahen wir tausende Zebras, Gnus, Löwen, Sträuße, Geparden, Büffel, Nilpferde, etc. Es ist faszinierend, wenn links ein Elefant seelenruhig am Auto vorbeigeht, dahinter zehn Giraffen an Bäumen fressen, rechts duzende Zebras grasen. Das muss man einmal im Leben erlebt haben!
Nach diesen überwältigenden Landschaften und Tierwelten fuhren wir am folgenden Tag zurück in das geschäftige und dreckige Nairobi. Dort verbrachte ich noch zwei weitere Tage bei meiner Schwester. Wir besuchten den Masai Market, der jeden Samstag von 9 bis 16 Uhr auf dem Parkplatz des Parlaments stattfindet. Dort kann man mit viel Geduld und gutem Verhandeln viel Geld für Souvenirs sparen. Im Nairobi National Museum erfährt man alles über die Geschichte des Landes und über die Kolonialzeit der Briten.
Kenia ist wirklich eine Reise wert. Man sollte sich jedoch gut vorbereiten und auch mal einen Ausflug abseits der Luxus-Lodges wagen und sich mit den Menschen unterhalten. Über Süßigkeiten für die Kinder oder Kleidung und Schuhe für die Erwachsenen werden sich die Menschen sehr freuen und dankbar sein. Kenia ist ein Entwicklungsland und nur die wenigsten haben genug zum Leben. Mein Tipp: Je individuller eine Reise durchgeführt wird umso mehr kann man erleben. Viel Erfolg und schöne Reisen!
Julia Staiger
Nairobi
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