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Auf den Spuren von Graf Dracula in Rumänien

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- Ein Reisebericht -


Ich bin möglicherweise der größte Vampir-Fan, den es gibt. Noch lange bevor die "Twilight"-Hysterie und diverse Fernsehserien praktisch jeden zum Freund der düsteren Blutsauger machte, überzeugte mich vor allem Bram Stoker mit seiner literarischen Figur des Dracula. Und da ich nicht nur zwischen den Buchseiten durch Draculas Reich reisen wollte, sondern mich auch die wirklichen Schauplätze des Romans interessierten, beschloss ich, nach Rumänien zu reisen, in die Heimat von Draculas historischem Vorbild, von Fürst Vlad Tepes.

Schnell waren zwei abenteuerlustige Reisegefährten gefunden, das Transportmittel der Wahl sollte mein Auto sein und so war es ein selbstorganisierter Urlaub. Die Strecke führte von Deutschland aus zunächst über Österreich nach Kroatien und zum weitesten Punkt der Reise, nach Athen. Von dort aus fuhren wir quer durch Bulgarien, bis wir schließlich Rumänien erreichten. Als Besitzer des Buches "Auf Draculas Spuren" oblag es mir, die Tour durch Rumänien zu planen, und die Geographie ergab es, dass wir mit dem Tod Vlad III. starteten. Knapp 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bukarest steht das Kloster Snagov, in dem sich das Grab von Vlad Tepes befindet. Das Problem: Das Kloster wurde auf einer Insel in einem See gebaut, die nur mit Booten zu erreichen ist. Da noch nicht Saison für den Verleih von Motorbooten war, heuerten wir am Ufer des Sees einen jungen Mann an, der uns mit einem Ruderboot auf die Insel brachte. Dort angekommen, bestaunten wir das Kloster, traten heran, klopften - und niemand öffnete. Wir liefen um das Gebäude herum und suchten nach anderen Eingängen, fanden aber keine. Kein Mönch lief uns über den Weg, kein anderer Tourist hatte das Bedürfnis, Draculas Grab zu besuchen. Als uns nach über einer halben Stunde keine Menschenseele begegnete und unser Fährmann langsam genervt war vom Warten, entschlossen wir uns, unverrichteter Dinge die Rückfahrt anzutreten. Selbstverständlich mussten wir die Überfahrt bereits vor deren Antritt bezahlen, und unsere halbherzigen Verhandlungsversuche sorgten nicht dafür, dass wir auch nur einen Teil des nicht unbeträchtlichen Geldbetrags zurückbekamen.

Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Bukarest sollte unser nächstes Ziel das Schloss Dracula sein. Die Rumänen sind sehr clever: Sie verkaufen das Schloss Bran als Wohnsitz von Vlad Tepes, obwohl dieser das Schloss Bran sehr wahrscheinlich nie betreten hat. Das wahre Schloss Dracula befindet sich rund 80 Kilometer westlich von Bran und ist nur noch eine Ruine, für die sich die Strapazen der Anreise nicht lohnen. Oberhalb eines alten Wasserkraftwerkes, erreichbar nur durch eine 1200 Stufen zählende Treppe, liegt Vlads Schloss auf einem Berg in den Karpaten. Nur noch ein paar Mauern sind erhalten, dazu ein altes Kassenhäuschen, das den vergeblichen und lange zurückliegenden Versuch zeigt, die Ruine als Attraktion zu vermarkten. Wir erreichten Draculas Schloss in der Dämmerung, genossen den Ausblick, tranken Rotwein und vergaßen darüber, dass es noch ein weiter Weg in die nächste Stadt sein würde, wo eine Herberge auf uns wartet. Als wir wieder im Auto saßen, realisierten wir, dass es zu gefährlich war, mitten in der Nacht durch ein bergiges Gebiet zu fahren, in dem unbeleuchtete Pferdekutschen das verbreitetste Transportmittel darstellten. Wir versuchten, uns im Auto eine einigermaßen komfortable Bettstatt zu errichten, aber drei liegende Menschen plus Gepäck sind zu viel für einen Kleinwagen. Plötzlich hatte einer von uns die Schnapsidee: Wie wäre es, im Schloss Dracula zu übernachten? Wir hatten zuvor in Griechenland wild gezeltet, allerdings nicht in einer solch kalten Höhenlage. Doch angetrieben vom Gedanken, etwas zu tun, wovon wir noch unseren Enkeln erzählen konnten, nahmen wir Zelt, Schlafsäcke und jegliche warme Kleidung, die wir bei uns hatten, aus dem Kofferraum und stiegen ein weiteres Mal die 1200 Stufen nach oben.

Bereits beim Aufbau des Zeltes merkten wir, dass es keine einfache Nacht werden würde, denn uns froren förmlich die Hände ab. Auch in Zelt, Schlafsack und drei Pullovern wurde es nicht merklich besser, und so machte keiner von uns in dieser Nacht ein Auge zu. Die Schlaflosigkeit wurde allerdings um ein Vielfaches aufgewogen, als wir am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang aus dem Zelt stiegen und die nebelbehangenen Karpaten mit ihren schneebedeckten Gipfeln zu sehen bekamen. Entgegen unserer Sorge und dem, was man landläufig über Zigeunerbanden in dieser Gegend hört, war unser Auto noch dort, wo wir es parkten, und so konnten wir uns nach Bran aufmachen, wo wir, ein wenig spöttisch und mit Erinnerung an die vergangene Nacht, das touristisch hergerichtete Pseudo-Dracula-Schloss besichtigten.

Unsere letzte Station auf den Spuren des Fürsten der Walachei sollte schließlich sein Geburtsort sein: das beschauliche Sighisoara, auf Deutsch Schäßburg genannt. Hier befindet sich im historischen Stadtkern, der zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt wurde, das Geburtshaus Draculas, mit einem Schild als solches gekennzeichnet und von Souvenirverkäufern belagert. Ein Stadtrundgang lohnte sich sehr, und wir ließen ihn auf dem alten und sehenswerten Bergfriedhof ausklingen. Und nachdem wir die Nacht in einer örtlichen Jugendherberge verbrachten, fuhren wir über Ungarn und Tschechien wieder zurück nach Hause.

Schässburg

Alexander Kords

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