Slowenien gehört eindeutig zu den am meisten unterschätzten Ländern Europas. Mit seiner Fläche von gerade einmal 20.000 km² ist es kaum größer als die Rheinland-Pfalz und hat dabei etliche hunderttausend Einwohner weniger als Berlin. Dennoch ist das kleine Land zwischen Österreich, Italien und Kroatien unglaublich vielfältig und hat seine ganz eigenen Reize. Im August 2011 konnte ich mich zusammen mit zwei Freunden selbst von der Schönheit des Landes überzeugen, und eines muss gesagt werden: Wir wurden sehr positiv überrascht. Unsere 5-tägige Rundreise mit dem Auto führte uns von Bled an der nördlichen Grenze des Landes über die Hauptstadt Ljubljana im Zentrum bis an die Adriaküste bei Koper und Piran im Südwesten. Es war für alle Geschmäcker etwas geboten.
Unsere Reise begann am südlichsten Zipfel Bayerns nahe Ruhpolding. Von einigen Mautstellen auf den österreichischen Autobahnen abgesehen, gestaltete sich die Anreise nach Bled mit dem Auto relativ unkompliziert. Man sollte als Autofahrer jedoch bedenken, dass sowohl in Österreich als auch in Slowenien eine Vignettenpflicht herrscht. Mit 7,70€ bzw. 15€ für eine 7-Tages-Vignette kommt man aber recht billig davon. Nach einer knapp 3-stündigen Fahrt hatten wir unser erstes Etappenziel relativ schnell erreicht: das 8.000 Seelenstädtchen Bled, einige Kilometer südlich der österreichischen Grenze. Von den südlichen Ausläufern der Alpen und dichten Waldflächen eingerahmt, bietet die relativ kleine Ortschaft zahlreiche Aktivitäten und ist Anlaufpunkt für mindestens so viele Touristen, wie es Einwohner gibt.
In Bled boomt der Tourismus. Dementsprechend war es nicht schwer, eine Unterkunft zu finden: Um den beschaulichen Bleder See herum finden sich etliche nette Hotels, Hostels und Ferienwohnungen. Wir selbst verbrachten drei Nächte im Hostel Hacienda, wo wir freundlich empfangen und gleich über mögliche Sightseeing-Ziele informiert wurden. Das Angebot erstreckt sich von Paragliding über Wanderungen auf die nahegelegenen Berge bis hin zu Gondel-Fahrten auf dem Bleder See und ist sehr vielseitig.
Wir entschlossen uns, den wenige Kilometer entfernten Triglav Nationalpark – benannt nach dem höchsten Berg Sloweniens – zu besuchen. Die am Rand gelegene Vintgar-Klamm zieht sich gut 1,5 Kilometer in den Nationalpark hinein und lässt von gut gesicherten Holzstegen aus atemberaubende Blicke auf das kristallklare Wasser des Flusses Radovna zu, der sich durch die felsige Gebirgslandschaft seinen Weg bahnt. Von so viel Naturschönheit überwältigt, ließen wir es die folgenden Tage eher ruhig angehen und genossen das gute Wetter an und auf dem Bleder See. Für 15€ mieteten wir uns ein kleines Boot, um zur kleinen Insel in der Mitte des Sees zu rudern und die dort gelegene Kirche zu besichtigen.
Am vierten Tag machten wir uns zur Hauptstadt Sloweniens auf, die von Bled aus in nicht einmal einer Stunde über die Autobahn zu erreichen ist. Ljubljana (in Deutschland eher bekannt als Laibach) hat seinen Namen vom Fluss Ljubljanica, der die Stadt quer durchzieht. Zu den lohnenswerten Sehenswürdigkeiten dort gehören unter anderem die drei Brücken im Zentrum der Altstadt, wo es überhaupt sehr viele Brunnen, Skulpturen und Kunstwerke zu bestaunen gibt. Es lohnt sich durchaus, in den zahlreichen Cafés am Flussufer eine Rast einzulegen und das österreichisch-mediterrane Flair der Stadt zu genießen – oder eine der erschreckend guten slowenischen Pizzen, die selbst den hungrigsten Urlauber satt machen sollten. Bevor wir am Abend weiterfuhren, nahmen wir noch den Fußweg zur Burg, die hoch über Ljubljana thront und den Augen ein sehenswertes Panorama der Stadt eröffnet.
Die folgenden beiden Tage verbrachten wir in verschiedenen Küstenstädten im Südwesten des Landes. Vom 4-Sterne-Hotel Bio in Koper aus machten wir uns mit dem Auto auf die Suche nach dem besten slowenischen Badestrand an der Adria. In Piran wurden wir schließlich fündig. Hier wurde uns zwar kein Sandstrand geboten, der im Allgemeinen an der slowenischen Küste eher rar zu sein scheint, die großen, weißen Felsen an der Uferpromenade stellten sich jedoch als der perfekte Ausgangspunkt zum Schwimmen und Sonnenbaden heraus. Das klare, tiefblaue Meer lädt geradezu zum Baden oder Bootfahren ein und gewährt gleichzeitig einen freien Blick auf das gegenüberliegende italienische Ufer am Horizont. Piran ist auch architektonisch eine sehr reizvolle Stadt, die es vor oder nach dem Sonnenbad unbedingt zu erkunden gilt.
Bevor wir am letzten Tag unserer Rundreise das Land schweren Herzens wieder verließen, statteten wir noch dem größten Wasserfall Sloweniens nahe Bovec im Nordwesten einen Besuch ab. Der Boka-Fall mag zwar aus der Ferne betrachtet keinen besonders überwältigenden Eindruck machen, aus der Nähe betrachtet ist er aber auf jeden Fall den Besuch wert. Der Wasserfall ist über verschieden schwierige Wanderwege gut zu erreichen und schon die Wanderung an sich wird zu einem unvergesslichen Erlebnis. Spätestens, wenn man dem kühlen, kristallklaren Wasser dabei zusieht, wie es sich zwischen den hohen Bäumen und makellos weißen Felsen hindurchschlängelt, wird man seinen Entschluss abzureisen bedauern.
Obwohl Slowenien zu den kleineren Ländern Europas gehört, bringt es einem interessierten und offenen Urlauber einen gehörigen Mehrwert. An den julischen Alpen gelegen, gibt es hier wunderschöne Berglandschaften, tiefe Wälder und klare Flüsse und Seen zu bestaunen. Die sehenswerte, zentrale Hauptstadt ist eigentlich von jedem Punkt des Landes aus schnell erreichbar und die Küstengebiete scheinen fast schon ein Spiegelbild der am anderen Adria-Ufer gelegenen italienischen Badeorte zu sein. Wir jedenfalls haben unseren 5-tägigen Urlaub sehr genossen und können das beschauliche Land am Alpenrand nur jedem Urlauber weiterempfehlen.
Bovec
Anonym
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