Während unseres selbstorganisierten Sommerurlaubs am Gampenpass in Südtirol nutzen wir einen etwas „kühleren“ Tag für einen Ausflug nach Bozen. Ziel ist das Südtiroler Archäologiemuseum. Hier befindet sich seit einigen Jahren die weltberühmte Gletschermumie „Ötzi“.
Über den Mendelpass fahren wir nach Bozen und sind sehr zeitig am Museum. Wir kommen ohne Wartezeit hinein. Die Mumie zu betrachten ist wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis. Dieser Mensch hat vor 5000 Jahren gelebt. Es ist uns wichtig, auch den Kindern klar zu machen, dass wir ihn mit großem Respekt betrachten müssen und nicht vergessen dürfen, dass es sich um einen wirklichen Menschen handelt. Beeindruckend ist auch der technische Aufwand, mit dem Ötzi erhalten wird. Das Kühlsystem simuliert genau die klimatischen Verhältnisse am Gletscher. Im Krankenhaus von Bozen steht permanent eine „Ersatzkühlzelle“ für den Notfall bereit. Im Falle eines Einbruchs sind die Einsatzkräfte innerhalb von einer Minute vor Ort. Die Wissenschaftler gewinnen auch heute noch – genau 20 Jahre nach dem Fund – neue Erkenntnisse über das Zeitalter in dem Ötzi lebte. Die Kupferzeit südlich der Alpen musste z.B. um etwa 1000 Jahre vorverlegt werden, da Ötzi entsprechende Werkzeuge mit sich trug (Bronzebeil). Viele Erkenntnisse müssen immer wieder revidiert werden, weil neue Untersuchungsmethoden neue Sachverhalte hervorbringen. Es dauerte z.B. Jahre bis mit Hilfe des CT festgestellt werden konnte, dass Ötzi mit einem Pfeil ermordet wurde. Neben der Mumie sind auch die Ausrüstungsgegenstände ausgestellt. Der Museumsrundgang ist ausgesprochen spannend und sehr lehrreich. Wir wollen am Ende des Rundgangs noch einmal einen Blick auf die Mumie werfen – der zwischenzeitig aufgekommene Andrang schreckt uns aber ab. Vor dem Museum hat sich eine lange Warteschlange gebildet. Wir haben richtig Glück mit unserem Timing - der frühe Morgen ist offensichtlich die beste Zeit für einen entspannten Besuch des Museums. In Bozen ist es trotz der angeblichen „Kühle“ drückend warm. Auf einem kleinen Markt – den laut Reiseführer bereits Goethe bewundert hat – decken wir uns mit einer Brotzeit ein die wir auf dem belebten Waltherplatz verspeisen. Nun fragen wir uns, was wir mit dem angebrochenen Tag machen sollen. Kurzentschlossen machen wir uns auf zu einer kleinen Dolomiten-Rundfahrt und erleben so noch einen grandiosen Nachmittag.
Über den Karerpass erreichen wir den Karersee. Der Reiseführer „warnt“ vor diesem touristischen Highlight. Die Menschenmassen am See stören demnach die Idylle empfindlich. Tatsächlich wird man durch einen riesigen Betontunnel zum See geleitet – und ist dann überwältigt von dessen Schönheit und von dem fantastischen Dolomitenpanorama des Latemar. Es sind auch gar nicht so viele Leute dort. Offensichtlich haben wir wirklich eine sehr gute Urlaubszeit gewählt. Wir umwandern zusammen den See und trinken auf urigen Holzbänken unseren mitgebrachten Kaffee. Das letzte Stück des Rundweges müssen wir direkt an der Straße zurücklegen. Der See hat sehr viel Wasser und überflutet somit die Uferpromenade. Am Betontunnel gönnen wir uns noch ein Eis und machen uns dann weiter auf den Weg. Auf dem Weg zum Sellajoch passieren wir Canazei und erahnen, was in diesen Orten im Winter für ein Betrieb herrschen muss. Ein Hotel reiht sich an das nächste. Der Aufstieg zum Sellajoch ist außerordentlich schön. Der Pass liegt auf 2240m. Beim Aussteigen spüren wir direkt einen empfindlich kalten Wind. Das schreckt uns aber nicht vor einer kleinen Wanderung ab. Wir sind ganz alleine unterwegs und gehen fast bis zur Kante des Dolomitengesteins. Die Felsen ragen wie Finger in die Höhe. Gedenksteine erinnern an tödliche Abstürze. Auf der kargen Wiese entdeckt wir Enzian. Am „Gipfelkreuz“ ohne Gipfel machen wir noch ein paar Fotos. Nun steht uns noch eine längere Heimfahrt bevor.
Zuhause wartet schon leckerer Südtiroler Wein auf uns. Den haben wir uns nach diesem ereignisreichen Tag wirklich verdient. Schön war für die ganze Familie die Kombination des lehrreichen Museumsbesuches mit einem einzigartigen Naturerlebnis im Anschluss daran.
Bozen
Anonym
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