Für uns war das Wochenende in Tokio, das wir selbstorganisiert hatten, die komplette Reizüberflutung: Neonfarben, Breitwandwerbung, merkwürdige Geräusche, aber auch das allgegenwärtige Klingklang der Straßenhändler mit den verschiedenen Gerüchen ihrer süßen Pfannkuchen, ihres geräucherten Fisches und gegrillten Fleisches. Jede Sekunde wurden wir mit etwas Neuem und Aufregenden bombardiert. Wir wohnten in Shibuya, einer asiatischen Mischung aus Hamburg-Blankenese und der Altstadt von Rom. Shibuya ist weniger bevölkert und schmutzig als Rom, und obwohl es dort laut und hektisch zugeht, liegt dem Ort doch eine gewisse Zen-Ruhe anheim. Unser kleines Zimmer im Hotel Fukudaya, einem traditionellen japanisches Gasthaus ("Ryokan"), hatte lustige Schiebetüren, Strohmatten auf dem Boden und eine winzige Badewanne. Die Futons waren sehr bequem, und jeden Tag wurden frische japanische Pyjamas für uns bereit gelegt.
Wir sind vormittags ein wenig in Harajuku herumgelaufen, und alle Menschen waren äußerst hilfsbereit und höflich, vor allem, als wir versuchten, uns per öffentliche Verkehrsmittel zurechtzufinden. Wenn wir Fragen hatten, zeigten die Menschen uns nicht nur den Weg, sondern begleiteten uns sogar noch persönlich! Das Essen war fantastisch: Sushi und Tempura satt, wobei Tokio tatsächlich nicht ganz so teuer ist wie London. Das Wetter war sehr sonnig und frühlingshaft. Gegen Abend wurde es kühler, aber im Großen und Ganzen hatten wir Glück mit dem Wetter.
Wir nahmen den „Shikansen“ (Schnellzug) von Tokio nach Hakone in den Bergen. Es war ein atemberaubender Ausflug per Bergbahn und Seilbahn zu den berühmten heißen Quellen. Der ganze Ort roch übel nach Schwefel, und kurz vor der Bergspitze wurden schwarze Eier verkauft, die in den heißen Quellen gekocht worden waren. Lecker! Hakone war ein schöner Kontrast zum Wahnsinn Shibuyas. Wir saßen in einem sonnigen Bergdorf, und das einzige Geräusch, das wir vernahmen, war das der hölzernen Windspiele. Wir tranken eine Tasse warmen Sake und machten zum Schluss noch eine nette Tour auf dem Bergsee mit einem alten, klapprigen Touristenboot. Zurück in Tokio fanden wir den coolsten Shopping-Platz überhaupt, nur eine U-Bahn-Station von unserem Hostel entfernt: Daikanyama. Dort gibt es überwiegend Klamotten amerikanischen Stils zu kaufen, und entgegen der landläufigen Meinung gar nicht mal so teuer, vergleichbar mit Primark in London oder Frankfurt.
Der zweite Tag war schon unser letzter in Tokio. Wir standen morgens früh auf und gingen zum Fischmarkt („Tsukiji“), von welchem alle Reisebücher schwärmen. Dort herrschte eine unglaubliche Hektik mit den vielen Menschen in Gummistiefeln und Gummischürzen. Es war sehr interessant, wir schlemmten Sashimi und Fugu, allerdings stanken wir dann den ganzen Tag nach Fisch. Mittags gingen wir noch nach Ginza, einem Stadtteil der unter jeglichen Aspekten zehn Mal so groß (teuer, hektisch, laut) ist wie Shibuya. Im Sony-Gebäude schauten wir uns die neuesten technischen Spielereien an, wie etwa Aibo, ein Unterhaltungsroboter in Hundegestalt! Der Tag endete für uns im Hotel Fukudaya mit heißem Sake und einer Bento-Snackbox.
Tokio
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