Thomas Mann – er war der entscheidende Auslöser bei der Wahl des Reiseziels für unseren Kurzurlaub. Eine Städtereise sollte es sein, aber wohin? Den Spuren eines verehrten Schriftstellers und anderer berühmter Persönlichkeiten nachzugehen, dazu hatten meine Freundin und ich beide Lust. Also, auf nach Lübeck!
Der erste Sonntag im August war unser Datum zum Einschecken im Best Westernhotel „Aquamarin“ in Lübeck. Eine Woche Urlaub in der viel gepriesenen Hansestadt lag vor uns, genug Zeit, alle Sehenswürdigkeiten mitzunehmen und das Flair dieser Stadt zu schnuppern – so dachten wir jedenfalls bei der Planung dieser selbstorganisierten Städtereise.
Das Hotelzimmer machte trotz des günstigen Übernachtungspreises einen sauberen, großzügigen Eindruck, überraschte mit viel Schreibtischfläche und Anschlussmöglichkeiten für W-Lan und begrüßte uns „herzlich“ mit Lübecker Marzipan auf den Kopfkissen. Im ganzen Haus herrschte eine freundliche Atmosphäre und der Service war ausgezeichnet.
Bei unserem ersten Gang in die historische Alt-Stadt empfing uns das berühmte Holstentor. Richtig vertraut von vielen Abbildungen in Zeitschriften und Bildbänden kam es mir vor. Aber jetzt, so direkt davor zu stehen … Ich fühlte mich fast wie in einem Reiseprospekt über Lübeck gelandet. Wenige Minuten später konnte ich gleich weiter staunen: der Marktplatz mit dem alten Rathaus und dem ehemaligen Pranger! Auch dieser Anblick war mir bekannt, schließlich verkehrte hier die ehrenwerte Familie „Buddenbrook“. Erste Spuren also von Thomas Mann. Ganz schön aufregend, dieser Urlaub.
Wir gesellten uns zu einer Menschengruppe, die eine mit Blindenschrift versehene Metallplastik Lübecks bestaunte. Die Turmspitzen des Doms, St. Katharinens und der anderen Kirchen waren von vielen Berührungen blank gewetzt, während die Gebäude der Außenbezirke in stumpfem Grün(-span) versanken. Bei einer Gruppe junger Männer erkundigten wir uns nach einem günstigen Lokal fürs Abendessen. Doch ein plötzlicher Regenguss trieb uns die Stufen abwärts in den Ratskeller, den wir zuvor der Preise wegen verschmäht hatten. „Morgen unbedingt ins Niederegger-Haus!“, rief uns einer der netten Jungs hinterher. „Cappuccino mit Nussmarzipankuchen, das muss sein!“
Aber am nächsten Tag stand zuerst etwas anderes auf unserem Plan: der Besuch des Buddenbrookhauses in der Mengstraße, in dem Heinrich und Thomas Mann einen bedeutenden Teil ihrer Kindheit verbrachten. Beeindruckt schritten wir durch das Götter- und das Landschaftszimmer und durch die anderen Räume des Museums. Am Fenster des Götterzimmers versetzte uns Hufgetrappel aus einem unsichtbaren Lautsprecher in die Zeit der vorletzten Jahrhundertwende, während wir auf das Gemäuer der Marienkirche gleich auf der anderen Straßenseite schauten.
Von den fünf Hauptkirchen Lübecks ist die Marienkirche das größte und für mich auch imposanteste sakrale Gebäude. Während des Bombenhagels 1942 sollen die Glocken noch geläutet haben, bevor sie in die Kirche niederstürzten. Dort liegen sie eingegraben in den Boden und halb zerbrochen, und ihr Anblick jagte uns kalte Schauer über den Rücken.
In der Jakobikirche, die den Seefahrern gewidmet ist, gefiel mir besonders das dort ausgestellte letzte Rettungsboot der „Pamir“. Bei St. Katharinen konnte ich die drei Figuren von Ernst Barlach bewundern, die in einem Seitenschiff außen an der Kirche angebracht sind. Auch die Götterstatuen auf dem Behnhaus in der Königstraße lockten meine Blicke nach oben.
Leider hatten wir in der Woche unserer Städtereise mit zahlreichen Regenschauern zu kämpfen, sodass wir mehrere Cafés von innen kennenlernten. Natürlich genossen wir auch den köstlichen Nussmarzipankuchen im Niederegger-Haus gleich am Rathaus, wo wir im 2. Stockwerk auch den Marzipansalon besuchten. Am Café Wien beeindruckten mich besonders die Toiletten, weil durch deren Fenster die Mauern von St. Marien zum Greifen nah schienen.
Die vielen engen Gassen und malerischen Winkel Lübecks, Gruben genannt, lernten wir kennen, während wir die Stadt erkundeten. Natürlich standen auch das Willy-Brandt-Haus mit seiner ständigen Ausstellung über das Leben des ehemaligen Bundeskanzlers sowie das Günter-Grass-Haus, in dessen Garten Plastiken dieses Allround-Künstlers zu sehen sind, auf unserem Besichtigungsplan.
Den letzten Abend unseres Urlaubs verbrachten wir in der „klassischsten Kneipe der Welt“, in der Schiffergesellschaft, in der die ehemaligen Amts- und Versammlungsräume der Schifferbruderschaft von 1535 heute als uriges Restaurant genutzt werden. Trotz der gehobenen Preisklasse lohnt es sich, auf der Speisekarte eines der typischen Seefahrergerichte wie Labskaus auszuwählen und im klassischen Schiffsambiente zu verzehren.
Reichlich mit Sehenswürdigkeiten und Kunstwerken ausgestattet, die gut zu Fuß zu erreichen sind, so zeigte sich uns die alte Hansestadt Lübeck in unserem Urlaub. Genug Zeit, all die historischen Glanzlichter, die hervorragenden Museen zu besichtigen? Noch nicht mal bis zum Dom oder zu der Petrikirche konnten wir vordringen, und auch das Puppenmuseum muss warten … bis zu unserer nächsten Städtereise nach Lübeck.
Anonym
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