Die Tatsache, dass ich Trauzeugin bei einer deutschen standesamtlichen Hochzeit war, führte mich nach Rumänien. Dort sollte nun die kirchliche Hochzeit mit der rumänischen Verwandtschaft der Braut stattfinden, zu der ich eingeladen war.
Zunächst wurde der Bräutigam mit einer kleinen Musikkapelle durch das Dorf zu der Wohnung seiner Braut begleitet. Viele Menschen standen vor ihren Häusern, um ihm zuzuwinken. Die Braut wurde von ihren Eltern traditionsgemäß an den Bräutigam übergeben. Die kirchliche Trauung fand zur Mittagszeit in der orthodoxen Kirche statt. Auf Rumänisch hat der Pastor wichtige Worte an das Brautpaar und die Trauzeugen gerichtet. Nach der Zeremonie wurde Brot (Löffelbiskuit) mit Wein und Honig gereicht. Für die anwesenden Gäste gab es reichlich Brot zu essen. Das bringt Glück.
Nach der kirchlichen Trauung ging es in das Restaurant. Dort gab es traditionell ungefähr alle zwei Stunden ein Tellergericht. Beginn war ein Bauernteller, angerichtet mit viel Salami und Käse, der Traum aller Kinder, weil man dieses ohne Brot essen durfte, welches aber zu fast jedem Gericht dazu gereicht wurde. Als nächstes gab es frittierten Fisch, danach Kaffee und kleine Kuchenstücke. Das waren in schmale Streifen geschnittene Blechkuchen. Hiernach gab es eine Tomatensuppe und einen Fleischteller mit Kartoffelbrei und Tomatensoße. Der nächste Gang war eine dreistöckige Hochzeitstorte und zum Abschluss Grillfleisch. Auffällig war allerdings, dass die deutschen Gäste, sobald ein neuer Teller vor ihnen stand, fast automatisch mit dem Essen begannen. Die Rumänen taten dies nicht. Wahrscheinlich erklärt dies, warum diese im Schnitt schlanker sind als Deutsche. Im Übrigen legen rumänische Frauen sehr viel Wert auf ihr Äußeres. Sie sind gern geschminkt und gut angezogen, auch wenn sie nicht so viel Geld haben wie deutsche Frauen.
Getanzt wurde die ganze Zeit. Natürlich nach rumänischer traditioneller Musik. Der typische Tanz ist gar nicht so einfach und ziemlich flott. Für Deutsche gar nicht so einfach, dieses Tempo zu halten und sich dabei immer im Kreis zu drehen. Nach einiger Übung klappte es aber doch. Mit Raki, der rumänischen Alkoholspezialität, wurde es allerdings noch um einiges schwieriger. Die rumänische Musik klingt für deutsche Ohren immer gleich. Wahrscheinlich liegt es daran, weil man den Text nicht versteht. Deutsche Volksmusik würde für rumänische Ohren wahrscheinlich ebenso gleich klingen.
Es war eine sehr schöne Hochzeit. Die Rumänen sind sehr gastfreundlich. Sie haben uns Deutsche sehr gut aufgenommen. Auf Rumänisch, Deutsch, mit Händen, Füßen und Wörterbuch haben wir uns prächtig amüsiert. Auf jeden Fall werden wir mal wieder hinfahren.
Anonym
Hermannstadt
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