Unsere letzte selbst geplante Rundreise führte uns in den Nordosten der USA nach Neuengland. Erstmals mussten wir bei unserer Reiseplanung berücksichtigen, dass unsere kleine dreijährige Tochter mit dabei sein wird. Und für sie sollte die Reise natürlich auch zum Erlebnis werden. Wir wählten die Neuenglandstaaten im Nordosten der USA ganz bewusst aus. Die Entfernungen sind für amerikanische Verhältnisse gering und die Region bietet jede Menge Highlights, die auch Kinderherzen höher schlagen lassen und für eine Selbstfahrerrundreise ideal sind.
Wir wollten in Neuengland auch die Farbenpracht des Indian Summer erleben und starteten Mitte September in Richtung New York. Die ersten Eindrücke waren überwältigend. Die Wolkenkratzer und ethnischen Stadtviertel wie Chinatown oder Little Italy, das pulsierende Leben am Times Square und der Wall Street setzten erste Akzente. Der Blick vom Empire State Building auf die Umgebung war phantastisch und recht gelassen blieb unser Kind beim Anblick von King Kong. Ein besonderes Erlebnis war der Central Park. Es war Sonntag und wir hatten den Eindruck, sämtliche Einwohner der Stadt vergnügten sich hier auf die unterschiedlichste Weise.
Danach verließen wir New York in Richtung Neuengland und begannen unsere Selbstfahrerrundreise. Der Atlantik wies uns mehr oder weniger den Weg zunächst in Richtung Boston. Durch die hügelige und beschauliche Landschaft von Connecticut kamen wir durch freundliche Orte mit ihren charakteristischen Holzhäuschen. Es wurden die ersten Freilichtmuseen in Sturbridge und Mystic Seaport angesteuert und für uns entstand der Eindruck, in den Museen wird noch gelebt. Menschen in historischen Trachten gingen hier ihrem Tagwerk nach und beantworteten geduldig alle Fragen. Kurz vor Boston machten wir einen Abstecher auf die sichelförmig in den Atlantik hinausragende Halbinsel Cape Cod. An kilometerlangen Sandstränden fast ohne Menschenseele ließ es sich herrlich herumtoben und in den Dünen war man vor dem ständigen Wind geschützt.
Bevor Boston auf unserer Rundreise durch Neuengland endgültig erreicht wurde, machten wir noch eine Reise in die Vergangenheit und besuchten Plimoth Plantation. Dieses tolle Freilichtmuseum versetzte uns in die Zeit der ersten Siedler, die mit der Mayflower aus England kamen. Die Siedler waren sehr beschäftigt mit dem Bau von Häusern und der Ernte von buntem Mais, deren Samen sie von den hier lebenden Indianern bekamen. Es wurde ein Englisch gesprochen, wie es zur damaligen Zeit üblich war und von uns gar nicht so leicht zu verstehen war. Unsere Tochter war begeistert, alles konnte man anfassen und überall mitmachen. Ganz in der Nähe der Siedlung liegt die Mayflower II, ein Nachbau des historischen Seglers und auch hier bekamen wir eine Menge Antworten auf unsere Fragen.
In Boston gingen wir den Markierungen des Freedom Trails nach und wurden zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt geführt. Unser nächstes Ziel war der Hafen von Gloucester, um mit einem Schiff zu einer Whale Watching Tour in See zu stechen. Und tatsächlich ließ sich nach einigen Seemeilen ein Buckelwal sehen. Unser Kind war hellauf begeistert und brach in Jubelstürme aus, als das mächtige Tier auftauchte. Sie nannte ihn "Flatter", denn sie hatte das Gefühl, der Wal winke ihr mit seiner Seitenflosse zu. Nach diesem beeindruckenden Naturschauspiel ging es weiter in Richtung Acadia Nationalpark im Bundesstaat Maine. Wir fuhren durch beschauliche Städtchen, kamen zu einigen Leuchttürmen an der stark gegliederten und schroffen Küste. Mittlerweile hat auch der Indian Summer Einzug gehalten, die Farben der Wälder wirken fast verschwenderisch.
Dann ist der einzige Nationalpark auf unserer Rundreise durch Neuengland erreicht. Die abwechslungsreiche, rauhe Landschaft am Atlantik, die gelb und rot leuchtenden Wälder und die stillen Seen im Hinterland sind die Attraktionen bei unseren Wanderungen durch den Park. Zentrum des Parks ist das Städtchen Bar Harbour direkt an der Küste. Am Hafen liegen die Fischerboote und in den Restaurants gibt es wie überall in den Fischerorten, die wir auf unserer Selbstfahrerrundreise besucht haben, leckeren frischen Hummer. Es ist die Spezialität im Nordosten der USA und sollte man auf jeden Fall probieren. Eine Anleitung zum Zerlegen der Tiere gibt es überall gratis dazu.
Nun verabschiedeten wir uns auf unserer Reise durch Neuengland von der rauen Küste und nahmen Kurs auf die White Mountains in New Hampshire. Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war die Fahrt mit der historischen Zahnradbahn auf den Mount Washington, dem höchsten Berg im Osten der USA. Hier oben wächst kein Baum, der Gipfel hat subpolaren Charakter und hier wurden die höchsten je gemessenen Windgeschwindigkeiten weltweit gemessen. Die Fahrt mit der dampfgetriebenen Zahnradbahn war ein lautstarkes Erlebnis, die Bahn schnaubte den Berg hoch und stieß dabei mächtig schwarzen Rauch aus. Trotz des Lärms, den die Bahn machte, ließ sich unser Kind nicht stören und schlief den Schlaf der Gerechten. In den White Mountains spürten wir bereits den nahenden Winter. Die Nächte waren schon frostig, dafür entschädigten uns die sonnigen und noch recht warmen Tage.
Durch die idyllische Landschaft der Green Mountains in Vermont ging es danach langsam wieder zum Ausgangspunkt unserer Rundreise durch Neuengland zurück zum Ausgangspunkt nach New York. Wir waren nun fünf Wochen mit dem Wohnmobil unterwegs und auf den gut ausgestatteten Campgrounds hatte unser Kind genug Platz zum Herumtollen und schloss sogar Freundschaften. "How are you, what's your name?" waren ihre erste Redewendungen auf Englisch, die sie auch beantworten konnte wenn die Gegenfrage kam. Danach kamen dann die Eltern ins Gespräch und halfen bei der Übersetzung der weiteren Konversation. Diese Selbstfahrerrundreise durch Neuengland war für uns alle ein einmaliges Erlebnis und mit fantastischen Eindrücken und herrlichen Fotos ging es zurück nach Europa.
W. Meyer
Acadia National Park
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