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Magisches Antakya

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- Ein Reisebericht -


Will ich in der Türkei leben? Mit dieser Frage sollte ich mich also beschäftigen, während unserer Rundreise durch die Türkei. Bis Iskenderun waren wir gekommen, die Heimatstadt meines Lebensgefährten, der mich von der Schönheit seines Landes überzeugen wollte. Iskenderun oder auch Alexandrette gehört zu einem der vielen Orte, die nach Alexander dem Grossen benannt sind (Alexander = türk. Iskender) und in der Tat hat nicht weit von hier die berühmte Schlacht von Issos stattgefunden. Die Stadt, gelegen in gleichnamiger Bucht direkt am Mittelmeer, ist kein typischer Touristenort. Gerade das machte die Sache für mich interessant. Kein auf Touristen ausgerichtetes Essen, bestehend aus Pommes und "sinitzel" (Schnitzel) und auch keine Stände mit teuren Andenken oder gefälschten Markenwaren. Dafür echtes Leben, echtes türkisches Essen ohne Rücksicht auf europäische Zungen, was den Schärfegrad anbelangt und eine grandiose Strandpromenade, wie geschaffen für romantische Abende und dazugehörige Liebesschwüre.

Doch heute sollte es zu einem viel älteren Ort gehen. Die nächste Etappe auf unserer Erlebnisreise war Antakya (das antike Antiochia). Es sollte ein Highlight werden, versprach mir mein Freund. Fremdartig klang der Name und gleichzeitig vertraut.

Früh um acht schon, brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel, ohne den geringsten Anflug einer Morgenkühle. Mit einem leckeren Frühstück, bestehend aus Simit (ein Sesamkringel) und eisgekühltem Ayran starteten wir in den Tag. Wir stürzten uns in den lauten Verkehr von Iskenderun, in dem derjenige Vorfahrt hat, der entweder den größeren Wagen hat oder den größeren Mut. Wir fuhren, vorbei an hohen Geschäftshäusern, durch den Vor- und Badeort Arzuz. Hier gibt es neben den typischen ein- bis zweistöckigen Wohnhäusern mit ihren Dachterrassen vor allem Ferienhäuser, die nur in der Sommersaison genutzt werden. Die meisten stehen in unmittelbarer Nähe zum Strand.

Dann ging es weiter auf die Landstraße, die sich in Serpentinen um die Ausläufer des Taurusgebirge schmiegt, wie eine Riesenschlange um ihre Beute. "Wollen wir auf dieser Straße bleiben oder lieber den alten Weg...?" Was für eine Frage! Schnellstraßen gibt es überall und "alter" Weg klang natürlich viel interessanter. Ich wurde nicht enttäuscht. Eine wahre Achterbahnfahrt über sandigem Boden und durch Olivenhaine erwartete mich. Hier sollen früher einmal Karawanen entlang gezogen sein? Dann mussten die Kamele und Pferde wirklich schwindelfrei gewesen sein, denn meine Hoffnung den Serpentinen zu entkommen, erfüllte sich nicht. Noch engere Kurven warteten hier und natürlich war dieser alte Weg viel schmaler.

Jetzt war ich wach und auch ein wenig froh, als wir wieder auf die Schnellstraße auffuhren, die uns direkt nach Antakya führte. Wir fuhren vorbei am Flughafen Hatay, der die längste Landebahn der Welt besitzt und ließen auch das kleine Industriegebiet schnell hinter uns. Dann waren wir auch schon mittendrin. Zu Fuß erkundeten wir die Altstadt von Antakya. Eine Mischung verschiedenster Baustile erwartete uns. Diese Stadt war wirklich alt. Fast schien es, als ob jede Kultur hier seinen Fingerabdruck hinterlassen hätte. Häuser im französischen Stil aus Zeiten des ersten Weltkriegs standen neben Moscheen und christlichen Kirchen. Griechische, römische und arabische Einflüsse waren in dieser Stadt deutlicher zu spüren als in anderen türkischen Städten. Vor allem der Stadtkern, der aus schmalsten Gassen und verwinkelten Häusern besteht, ließ ohne viel Fantasie längst vergangene Zeiten in mir auferstehen, während ich dieses Labyrinth durchschritt.

Im Museum kann man wunderschöne Mosaike aus vorchristlicher Zeit bewundern auf denen Wesen , meist aus der griechischen Mythologie, dargestellt sind. Im Hinterhof des Museums sind weitere Zeugnisse längst untergegangener Kulturen gelagert. Man weiß buchstäblich nicht mehr wohin mit den Relikten der Antike. In der Tat ist es so, dass fast jedes Mal, wenn ein Schacht für ein neues Haus ausgehoben wird, etwas Neues entdeckt wird, seien es nun römische Münzen oder altgriechische Vasen.

Ein wenig betäubt noch von so viel Geschichte, ging es per Auto gleich weiter zum eigentlich Ziel unseres Besuchs. Wir überquerten den Orontes, der Fluss der Antakya in einen neuen und einen alten Teil trennt. Die Türken nennen ihn Asi (Rebell), wohl vor allem wegen seiner wilden Strömungen. Die älteste christliche Kirche der Welt war es, die wir uns ansehen wollen. Die St.Pierre-Kilesi oder Petruskirche ist die bekannteste Sehenswürdigkeit von Antakya. Direkt vor einem hohen Bergmassiv am Rand der Stadt machten wir Halt und begannen Stufe um Stufe höher zu steigen. Ich fragte mich, wo hier eine Kirche sein sollte, denn ich erwartete ein von Menschen errichtetes Gebäude, so wie ich es aus Europa kannte. Endlich standen wir auf einem Felsplateau. Hinter einem großen Steintor und einem kleinen Kirchhof lag der Eingang. Es handelte sich um eine Höhle, deren Front man mit Steinen umbaut hatte. Nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit der Grotte gewöhnt hatten, erkannte ich einen schlichten Altar aus Stein gebaut, über ihm nur eine kleine Statue des Heiligen für die man eine Vertiefung in die Felswand gehauen hatte. Auf dem Boden waren Reste eines Mosaiks zu erkennen. Von außen fiel etwas Licht durch eine Rosette, die man über der Tür als Verzierung und wohl auch als natürliche Lichtquelle eingebaut hatte. Hier also sollte Petrus selbst, die Lehren Jesu verkündet haben. Verfolgt von den Römern hatte er hier mit seinen Anhängern Zuflucht in den Bergen gesucht. Ich glaubte es sofort!

Kein anderes Gotteshaus hatte mich je so beeindrucken können. Wir verließen diesen Ort schweigend und erst nach einer halben Stunde brach mein Lebensgefährte die Stille und fragte: "Hast du keinen Hunger?" Ja wirklich, das Essen hatten wir komplett vergessen. Später sollte ich noch mehr sehen von dieser außergewöhnlichen Stadt. Da war Harbiye, ein besonderer Stadtteil mit einem paradiesischen Wald aus Lorbeer- und Feigenbäumen, in dem man vorzüglich essen kann. Wir besuchten das Can-Café, hoch in den Bergen gelegen und rauchten Wasserpfeife. Wir aßen Künefe, eine süße Spezialität Antakyas, und entdeckten noch mehr Geschichte in und rund um Antaky. Aber schon jetzt hatte ich mir meine Antwort auf die Frage gegeben, die diese Rundreise bestimmte: "Wollte ich in diesem Land leben?" Ja, ich wollte, denn viel zu spannend war alles hier, als das ich es bei einem Besuch bewenden lassen konnte.


Anonym


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