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Mein Kagar - Schlupfwinkel in Brandenburg

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- Ein Reisebericht -

Wir sind wieder in Kagar gewesen, und das im vierzehnten Jahr. Vor fünf Jahren kannte ich jedes Gebüsch und jede Badestelle, jeden Steg mit Sonnenuntergang, jeden Kiosk. Dachte ich. Doch Orte wie dieser im Ostteil der Republik haben mehr zu bieten als Natur und Retro-Charme. Die Ruppiner Schweiz zwischen Rheinsberg, Mirow und Wittstock, südlich der Mecklenburgischen Seenplatte, entwickelt sich zum Idyll mit Künstlerhöfen, Hofläden, Rad- und Kanuwegen. So sind wir geblieben, und Kagar ist unser Retreat geworden.

Das kleine Straßendorf zwischen Kagar-, Bramin- und Zermittensee ist ehemalige Hugenottensiedlung. Der Große Kurfürst, selbst Calvinist, schenkte Glaubensflüchtlingen aus Frankreich 1686 den im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Ort, samt Steuerprivilegien. Die Siedler mühten sich, die im Krieg zugewachsenen Ackerflächen wieder urbar zu machen. Um die Seen wuchert der Wald bis heute, nach Norden bis hin zur Wittstocker Heide, nach Nordosten bis zur Schleuse in Kleinzerlang und nach Süden bis weit hinter Rheinsberg.

Wer die Autobahn von Berlin nach Hamburg entlangfährt, ahnt noch nichts von seinem Glück. Erst hinter Neuruppin, dem hinter Stadtmauern versteckten alten Fontanestädtchen, beginnt der Wald. Nach Gühlen-Glienicke führt die Strecke, vorbei am sehenswerten Waldmuseum Stendenitz, und mitten durch Kunsterspring mit seinem einzigartigen Tierpark. Wer nach dem stillen Dorf Wallitz die Welt zu Ende wähnt, landet endlich in Dorf Zechlin und, kurz vor der Kreuzung zum Ort, am Ortsschild von Kagar.

Noch versteckt sich die ehemalige Ferienkolonie hinter dem Ort. Wir fahren den langen Ziehweg hin zwischen Kolonistengärten in den Wald, wo die Straße eine abrupte Linkskurve macht. Gegenüber vom Dorfanger, heute Festplatz, liegt die Pizzeria Crazy Horse. Hier wird bodenständige Holzofenpizza serviert, mit einem Lächeln und freundschaftlichem Gespräch. Die Wirtin malt und stellt ihre Landschaftsbilder und Stilleben aus. Wir lieben Crazy Horse, das Wirtshaus Steffen, den Bootssteg für Verliebte hinter dem Seminarhaus im Ort und den Dorfladen, hinter dem sich wieder Wald erstreckt. Dort, ganz hinten, noch hinter dem Abzweiger zur Beckersmühle, liegt der Campingplatz am Reiherholz. Hier ist die Zeit stehengeblieben, und Herr Raßmann, der den Platz mit seiner Tochter bewirtschaftet, ist treuer Begleiter der Gäste geblieben. Er hat Häuschen und feststehende Caravans liebevoll hergerichtet und zur Vermietung ins Internet gesetzt. Um unseren Caravan sind Dauercamper, Zelter und Wohnmobile aus ganz Europa auf dem Platz. Viele mit Hund, einige mit Kindern, die meisten stille Liebhaber der Natur. Ansprechende Sanitäranlagen gibt es, eine Gaststätte und.... Mücken, Wespen, Zecken, Bäume, Pilze, Sonne, Schatten, Regen, Stille, Spechte, fangfrischen Fisch, Seen, Kanäle, Bachläufe. Sonst gibt es, außer Sand- und Kieswegen, nichts, was die Ruhe stört, außer ein heimisches Fahrzeug knattert vorbei.

Freunde von uns sind in Zechliner Hütte, andere in Canow, Wesenberg oder in Schwarz am gleichnamigen See. Wir sind Kagaer geblieben, (oder heißt es Kagaraner?), täglich holen wir unsere Zeitung und frisch gebratene Bouletten vom Dorfladen, bevor es zu Fuß zum Badestrand geht. Inzwischen sind wir ohne Kinder dort, wenn wir nicht auf einer unserer Radtouren sind. Zechliner Hütte, Kleinzerlang und Rheinsberg sind unsere geliebten und immer wieder gefahrenen Strecken.

Auge und Seele erholen sich beim Tritt, beim Gang durch den Wald. Am See angekommen, planschen wir, bis der Eismann bimmelt, und rennen dann wie Kinder zum Eiswagen. Auf Mario ist Verlaß. Senie Wundertüte mit Sahne und Erdbeer-Schoko-Sauce kostet zweifünfzig, einmal wollte eine Frau eine Kugel "Mario", was neben Schoko und Erdbeer auf dem Schild steht. "Mario kannste Du nichte kaufen, iche bin Mario!", kicherte er.

Berühmt war auch Pinos Kirschbierkneipe im benachbarten Dorf Zechlin. Leider ist Pino, ein enger Freund und Wegbegleiter von Axel Schulz, schwer erkrankt und musste die Wirtschaft schließen. Wir wünschen ihm gute Gesundheit und radeln zwei Kilometer weiter nach Beckersmühle, zum Hotel Gutenmorgen, einer vorbildlichen Drei-Sterne-Gastronomie. Dieses Familienhotel hat sich aus den Mühen der Wendezeit steil hochgearbeitet. Busgruppen und Familien, älteren sowie komfortgewohnten Urlaubern bietet die Familie Gutenmorgen hochwertige Zimmer mit Halbpension, einen lauschigen Kaffeegarten mit Fischteich und Kleintierzucht, viele Musikabende und Festivitäten. Wir nutzen Pinos Kirschbierfässer, die er hier abgegeben hat, und bestellen ein Gläschen davon. Auch die Eiskarte und die Fischsuppe vom Gutenmorgen sind vorzüglich, preislich ist alles moderat.

Ach, es gäbe noch vieles zu berichten aus Kagar und der Ruppiner Schweiz, vom FKK-Baden im kleinen Zermittensee, von den Dorffesten mit Trabi-Schau in Zechliner Hütte, von der Dorfbäckerei in Flecken Zechlin, oder vom urigen Freilichtkino in Zempow. Hätte Erich Kästner hier Urlaub gemacht, hätte er bestimmt seine Freude gehabt. Doch nun lassen wir es ruhen, soll jeder sich selbst in diese Gegend verlieben. Der eine schätzt den komfortablen Bootsurlaub, schippert über Seen und Gewässer und logiert in den Hafendörfern Marina Rheinsberg und Kleinzerlang. Der andere geht ganz einfach von Warenthin nach Kagar und sammelt Heidelbeeren. Rollstuhlfahrern bietet das "Haus Rheinsberg" im gleichnamigen Ort direkt am See schwellenlose Ferien, Kulturinteressierte strömen in die Schloßkonzerte und schauen in das Tucholsky-Museum im Seitenflügel des Schlosses. Um Wasser und Idylle zu genießen, muss heute jedenfalls niemand bis nach Schweden fahren. Kagar und das Reiherholz, Beckersmühle und Zechliner Hütte bieten mit Ferienhaussiedlungen und Campingplätzen alles, was man, frau und kind zur Erholung braucht.

Kleinzerlang

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