Ich hörte die Salzach von ferne schon rufen: "Besuch mich doch wieder mal in Salzburg!" Da es unhöflich ist, weiblichen Einladungen nicht Folge zu leisten, entschloss ich mich selbstorganisiert einer der schönsten Städte der Welt wieder einmal die Referenz zu erweisen. Die Juni-Wetterprognose für kommenden Sonntag war vielversprechend: nordwestliches Österreich - samt Salzkammergut und Salzburg - mit bestem Frühsommer-Wetter, 25 Grad bei kaum bewölktem Himmel. Am Tag der Wahrheit hieß es dann früh aufstehen. Autofahren? Am Sonntag Richtung Salzburg viel zu stressig! Also mit dem Zug: leider früh aufstehen, 7 Uhr 15 in meiner Heimatstadt Regensburg Abfahrt Richtung München, dort dann ein Mal umsteigen, gegen 13 Uhr 30 schließlich am Ziel meiner Wünsche. Mit dem Bayernticket direkt nach Österreich kein Problem, da Salzburg - unmittelbar hinter der bayerischen Grenze - bundesbahntechnisch noch als deutscher Bahnhof auf österreichischem Boden gilt. Tatsächlich höre ich dann gegen 1/2 2 Uhr die Durchsage: Ankunft Salzburg Hauptbahnhof.
Vom besucherfreundlich zentral am Altstadteingang gelegenen Hauptbahnhof mache ich mich , da durch frühere Aufenthalte einigermaßen ortskundig, sogleich auf Richtung des nahe gelegenen Mirabell-Gartens am zugehörigen Schloss. Unterwegs dorthin zur ersten sonntäglichen Stärkung in einer unwiderstehlich duftenden Salzburger Bäckerei noch schnell aber eine k.u.k.-Gebäckspezialität gekauft: Golatschen.
Im Mirabell-Garten: Wie so viele andere historische Sehenswürdigkeiten auch von den stinkreichen Salzburger Fürstbischöfen angelegt stets aufs Neue ein Ort zwischen ornamental gepflanzten Blumenbeeten, Wasserfontainen, Parkarealen und formgeschnittenen Hecken die Seele baumeln zu lassen - geht mit tatkräftiger Unterstützung der Golatschen gleich nochmal so gut. Nun bestens regeneriert durch den wundervollen Mirabell-Garten in die Linzer Gasse. Von dort durch einen unvermittelt auftauchenden Torbogen wandere ich treppauf, teils durch Wald, hinauf zum innerstädtischen Kapuzinerberg mit Kloster und Franziskischlössl. Ein großartigeres Panorama über die Salzburger Altstadt samt umgebender Berge und unten vorbeifliessender Salzach müsste erst erfunden werden. Der Wetterbericht hat (diesmal) auch nicht gelogen: absolut tadelloses Sommerwetter über der altehrwürdigen Bischofsstadt.
Was, schon wieder 15 Uhr? Tatsächlich, jetzt aber nichts wie über Makart-Steg und Salzach hinweg schnurstracks hinein ins allzeit lebhafte Altstadt-Getümmel.
Nach einem kurzem, eigentlich noch ziellosen Bummel in der Shopping-Meile rings um die Haupteinkaufsstraße der Getreidegasse dann DIE Idee: Bei der letzten Salzburg-Visite blieb ja leider keine Zeit mehr für eine Innenbesichtigung des Salzburger Domes. Also gleich mal dorthin. Salzburg mit seinen kurzen Wegen als Paradies für den Fußgänger-Touristen lässt mich in wenigen Minuten im prunkvollen Innenraum des barocken Architektur-Kunstwerkes stehen. Umwerfend die ungemein kostbar-prächtige Ausstattung der Hauskirche des Salzburger Erzbischofs vom Anfang des 17. Jahrhunderts. Goldverzierte Stukkaturen wechseln im festlich-weißen Innenraum unentwegt mit aufwändig gestalteten Altären, perspektivischen Deckengemälden und raffinierter sakraler Lichtführung der gigantischen Hauptkuppel. Nach dem Kunstgenuss nun zu einem nicht minder schmackhaften Genuss leiblicher Natur. Beim Salzburger Altstadt-Besuch immer ein absolutes Muss: Der Besuch eines der unvergleichlichen Kaffeehäuser der Stadt. Instinktiv habe ich hierzu schon mein Lieblings-Kaffeehaus anvisiert, das weltberühmte "Glockenspiel" unweit des Domplatzes. Meine Wahl dort fällt diesmal - in Reminiszenz an den gerade samt Kloster bewältigten Kapuzinerberg - folgerichtig auf einen "Kapuziner" (doppelter Mokka, gekrönt von Schlagobers = österreichisch für Sahne) in adäquater Begleitung eines Stücks Sachertorte. Immer interessant im Kaffeehaus: in Ruhe das lebhaft-entspannte Treiben ringsumher amüsiert verfolgen zu können.
Da ohnehin fast in Sichtweite des Domplatzes gleich weiter in die Getreidegasse zum einstmaligen Wohnsitz der Prominenten-Familie Mozart (Getreidegasse Nr. 9). Obschon vielmals davor gestanden muss ich heute (wie beim Dom) doch endlich auch einmal das Gebäudeinnere in näheren Augenschein nehmen. Gesagt, getan: Die umfängliche Dauerausstellung im historisch zeitgerecht erhaltenen Geburtshaus bietet alles zu Leben und Schaffen des prominentesten Sohnes der Stadt, samt seinen erhaltenen Musikinstrumenten. Der Besucher wartet angesichts der hier angehaltenen Zeit nur darauf, dass Mozart höchstpersönlich den Kopf zur Türe hereinstreckt und über den Menschenauflauf in den Familien-Gemächern verwundert die Stirn runzelt: "Lauter Gläubiger von mir?".
Wohin das Auge unterwegs auch blickt: Kultur samt Umgebung vom Allerfeinsten, heiter-mondäne Stadtatmosphäre und ringsum gut gelaunte Menschen - bei Kaiserwetter kein Wunder.
18 Uhr 30: Da sowieso bereits in unmittelbarer Nähe des urigen Traditionslokals "Bärenwirt" in der Müllner Hauptstraße unmittelbar am linken Salzach-Ufer nehme ich hier auf der Terrasse gleich das ohnehin längst überfällige Abendessen ein. Um der Austrocknungsgefahr schleunigst zu begegnen genehmige ich mir dazu ein Glas frisch gezapftes Salzburger Stiegl-Bräu - eines der unstrittig besten Biere Österreichs. Das klassische Wiener Schnitzel mit Beilagen dazu schmeckt vorzüglich - ist eben, dem Original-Rezept entsprechend, hier bestes Kalbfleisch und nicht, wie meist zuhause in Deutschland, geschmacksneutrales Billig-Schweinefleisch. Entspannt fällt mein Blick auf die wie immer emsig in Grau-Blau vorbeirauschende Salzach und lässt mich meinen Gedanken nachhängen.
Genug sinniert, mein Salzburg-Tag neigt sich gegen nun mittlerweile fast 20 Uhr schon wieder allmählich seinem Ende entgegen. Körperlich nun wieder im Vollbesitz meiner geschwundenen Kräfte mache ich mich entschlossen auf, noch eine Weile bei untergehender Sonne an einem meiner Lieblings-Aufenthaltsorte in Salzburg zu verweilen: der baulich-plastisch großartig gestalteten Pferdeschwemme am Karajans-Platz im Stadtzentrum. Bei näherer Betrachtung der architekturumrahmten Pferde-Freskos scheinen diese stets aufs Neue lebendigst aus dem Nebel der Vergangenheit aufzutauchen und begierig ihren Kopf in das erfrischende Naß zu beugen. Bei Pferdekutschen, berittenen Soldaten, Brauereiwagen und Pferdekarren in unmotorisierter Vergangenheit ein allgegenwärtiger Anblick. Das Anfang des 18. Jahrhunderts aufwändig errichtete Brunnenbassin wird dabei im Abendlicht imposant hinterfangen vom unmittelbar dahinter steil aufragenden Felsen des Mönchsbergs - Natur und Kultur scheinen hier, zumal in der Abenddämmerung, unmittelbar ineinander zu verfließen. Während der blauen Stunde ist nun alles in ein unwirkliches Zwielicht getaucht, welches alle Konturen unmerklich aufzulösen scheint.
Festung Hohensalzburg und Schloss Hellbrunn? - traurigerweise keine Zeit mehr - diesmal.
Leider heißt es dann schon wieder - viel zu früh - Abschied nehmen müssen: Um 23 Uhr geht der letzte Zug Richtung München und Regensburg. Warum können Tage in Salzburg eigentlich nicht 48 Stunden dauern?
Für den nächsten Salzburg-Besuch steht schon fest: auf jeden Fall ein paar Tage länger und dann mit mehr Zeit unbedingt ein Ausflug zum Wolfgangssee im Salzkammergut! Mein Resümee des Salzburg-Tages: keine sensationell-weltbewegenden Vorkommnisse diesen Sonntag an der Salzach und doch wieder soviel Einzigartiges erlebt - wie immer in Salzburg!
abendwind
Roßschwemme
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