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Tangermünde - unsere persönliche Perle der Altmark

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- Ein Reisebericht -

Es graute kaum, als wir zu unserer Autofahrt aus dem Frankenland aufbrachen. Ziel war Tangermünde, das "norddeutsche Rotenburg". Am Zufluss des Tanger in die Elbe liegt das historische Kleinod, dessen Bewohnerzahl kaum 10 000 Köpfe übersteigt.

Nun war es einer weniger geworden, denn unser Besuch galt einem Trauerfall in der Familie. Wir lieben Tangermünde und so entschlossen wir uns zu einem verlängerten Wochenendbesuch, natürlich selbstorganisiert, und zu einer Pause in der hektischen Betriebsamkeit unseres Alltags.

Auf der Landstraße zwischen Magdeburg und Tangermünde legten wir eine Pause ein und genossen neben einem leckeren Milchkaffee eine Riesencurrywurst. Die Gegend liegt ungefähr 100 Kilometer westlich von Berlin - und die Berliner gehören bekanntermaßen zu den Mitfavoriten um den Currywurst-Erfinderwettstreit.

Umleitungen - neben Stau das zweite Horrorwort für alle Autofahrer. Auf dem Weg in unser Quartier stießen wir auf ungeahnte Schwierigkeiten. Plötzlich fanden wir uns auf einem Weg durch einen kleinen Wald wieder, der eher wie eine alte Panzerstraße wirkte. Doch erfuhren wir später, dass es sich eigentlich um einen Privatweg handelte, auf dem wir auch hätten abkassiert werden können. Glück gehabt!

Das alte Auto nahm die herbe Fahrt über riesige, unebene Steinplatten, die in der Mitte einen tiefen Spalt voller Unkraut ließen, nicht weiter übel. Ebenso wenig die streifenden Blätter, die von den dicht am Weg stehenden Büschen und Bäumen neugierig herübergeschickt wurden. Ein kleines Abenteuer, doch unsere Karte hatte uns richtig geführt: Wir waren da.

Gegen Mittag trafen wir in Buch ein, einem kleinen Ort sieben Kilometer vor Tangermünde. Auf dem schönen Hof der Pension fühlten wir uns sofort gut aufgehoben. Ein sympathischer Besitzer, ausgesprochen günstige Preise, angenehmes Wohnen - und so durften wir hoffen, in unserer kleinen Ferienwohnung und beim Durchstreifen der alten Kaiserstadt Muße und Erholung zu finden.

Die Ruhestätten für die Toten sind nicht jedermanns Geschmack, doch auf dem großzügigen Areal in Tangermünde überkam mich ein tiefer Friede. Unter den weiten Baumkronen, durch die ein leiser Wind fuhr, verlor der Tod seinen immensen Schrecken und aus tiefem Leid wurde sanfter Kummer. So gingen wir zum Leichenschmaus.

Aus welchen Gründen man den "Störtebecker" aufsucht, es lohnt sich. Das alte Schiff, fest verankert auf der Elbe nahe der Burg, dient heute nur noch als Restaurant. Hier richten nicht nur die Tangermünder ihre Feierlichkeiten aus. Natürlich gibt es auch Fischspezialitäten, die sich im Inneren oder auf dem Sonnendeck genießen lassen.

Der Samstag galt der schönen Innenstadt. Tangermünde wird durchzogen von der Langen Straße. Wer sie von vorn bis hinten durchläuft, braucht kaum zehn Minuten, aber damit ist es nicht getan. Zu viele Sehenswürdigkeiten erwarten die Reisenden und viel zu schnell rinnen die Stunden durch die Finger.

Natürlich statteten wir Sankt Stephan unseren Besuch ab. Der höchste Kirchturm der Altmark grüßt aus allen Himmelsrichtungen weit über das flache Land und vermittelt jedem Stadtverbundenen Heimatgefühle. Im Inneren befindet sich die einzige heute noch vollständig erhaltene Orgel von Hans Scherer dem Jüngeren, dem Anfang des 17. Jahrhunderts bedeutendsten Orgelbauer Norddeutschlands. Doch für eines der herrlichen Orgelkonzerte hatten wir dieses Mal keine Gelegenheit. Dafür freuten wir uns über die Figur der sagenumwobenen Jungfer Lorenz, die in einem Hirschgeweih von der Kirchendecke herabhängt.

Der Legende nach rettete ein Hirsch das Mädchen aus einem tiefen Wald, der seitdem Lorenzwald heißt. Es gibt auch abweichende Fassungen. Interessierte lesen am besten Theodor Fontanes "Grete Minde", worin die Lorenzsage enthalten ist.

Grete Minde ist die berühmteste Tochter der Stadt und soll Tangermünde im September 1617 angezündet haben, wobei 80 Prozent der Gebäude in Flammen aufgingen. Dafür wurde sie 1619 qualvoll hingerichtet - kein Justizirrtum, sondern eine bewusste Intrige gegen eine lästige junge Frau, deren berechtigte Erbschaftsansprüche so grausam abgeschmettert wurden.

Für mich auch immer ein persönlicher Zusammenhang mit Tangermünde, hatte ich doch einst über Fontanes Novelle gearbeitet und den Stoff in den letzten eineinhalb Jahren im "Tangermünder Anzeiger" monatlich veröffentlicht. Noch am Freitag hatte uns deswegen der Weg in die Kirchstraße und zum Verlagshaus Wienecke geführt, wo das Gespräch mit dem charmanten Verlegerehepaar den vorläufigen Abschluss dieser Zusammenarbeit bildete.

Wer sich in den kleinen Geschäften der Innenstadt umschaut, kommt um den einen oder anderen Einkauf nicht herum. Der Tourismus ist eine bedeutende Einnahmequelle, vor allem zum Burgfest im Sommer, wenn Kaiser Karl IV. einmal mehr auf seinem Pferd in die Stadt einreitet, überall Musik oder auch das Grete-Minde-Theaterstück on air gespielt wird und Stände und Buden zum Verweilen einladen. Ein schöner Mittelaltermarkt bietet ausgefallene Waren an und zum 1 000-jährigen Jubiläum 2009 hatte man das mittelalterliche Stadtbild natürlich besonders herausgeputzt.

Kulinarische Spezialitäten sind zum Beispiel die immer noch in Handarbeit hergestellte Tangermünder Nährstange, bestehend aus Schokolade und einer lockeren Füllung, oder das berühmte Kuhschwanzbier in der geliebten Bügelflasche, das es sowohl zu kaufen als auch in den vielen Gaststätten und Restaurants zu bestellen gibt.

Die Altmark ist außerdem bekannt für Wurst- und Fleischspezialitäten - und so haben wir unter anderem Bierflaschen, Nährstangen und eine komplette geräucherte Rotwurst vom Fleischer mitgenommen.

Auch den Spezialisten für den Ostprodukte-Versand haben wir aufgesucht. Vom Ampelmännchen bis zum fruchtigen Werder-Tomatenketchup findet sich hier alles, was Nostalgiefans sich wünschen - und so besitzen wir nun das rote und grüne Ampelmännchen als Ausstechförmchen und lassen uns bei nächster Gelegenheit den angeblich besten Ketchup der Welt schmecken.

Das bildschöne und markante Rathaus haben wir dieses Mal nur im Vorbeigehen begrüßt, um die große Hochzeitsgesellschaft dort nicht zu stören. Eine Stadt wie Tangermünde gibt natürlich ein traumhaftes Ambiente für Festtage wie diesen ab.

Für uns ist der Besuch der Burg jedes Mal ein Muss. Die Schlossfreiheit hat für uns seit Jahrzehnten einen familiären Bezug und doch laufen wir immer wieder staunend durch die heute hochmodernen Hotelbauten, die so bezaubernd zum Verweilen einladen. Hier werden Festivitäten aller Art ausgerichtet, aber auch für einen kleinen Espresso lohnt es sich unbedingt, die Terrasse des Hotelrestaurants zu besuchen. Der Blick über die Elbe ist unverbaubar und das Auge schweift weit in die Ferne.

Während das Lavendelblütensorbet schmelzend zerlief, nahmen wir im Garten des einmaligen Ambientes Abschied von dieser Stadt, die uns Heimat ist, und träumen schon von unserem nächsten Besuch.

H. Krause-Leipoldt

Tangermünde

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