Es ist noch mitten in der Nacht, als wir mit unseren Koffern am Flughafen Köln-Bonn gespannt auf die Anzeige am Check-In warten. „Split“ erscheint in LED-Lämpchen über dem Schalter. Mit uns in der Schlange viele andere Touristen, die die Ostseite des Mittelmeeres bereisen wollen. Aus dem verregneten Deutschland fliegen wir also über die Alpen und die Adria in die Kroatische Küstenmetropole Split, um von dort mit dem Katamaran die Insel Hvar zu erobern.
Nach einem recht angenehmen Flug und gummiartigen Brötchen landen wir und dürfen uns an der Passabfertigung einreihen. Deutsche Touristen brauchen zwar kein Visum und auch keinen biometrischen Reisepass, aber auch der Personalausweis wird von den kroatischen Zollbeamte bis ins Detail mit steinerner Miene begutachtet.
Vor dem Flughafen kann man gemütlich und für kleines Geld (ein Erwachsener fährt für 30 Kuna – 1 € entspricht momentan 7,462 HRK) in einen Reisebus steigen, der einen während des Transfers direkt an die hiesigen Verkehrsverhältnisse gewöhnt. Man fährt durch sandige Landschaft, durchsetzt von unfertigen oder kitschig bunt gestrichenen Neubauten. In den Gärten wachsen Feigen und Zitrusbäume oder Wein. Auffällig: Die großen Klimaanlagen an den Fassaden! Der Blick fällt auf das vormittäglich glitzernde Meer und auf der anderen Seite des Busses erblickt man nach einer weiten Ebene eine kreidefarbene Felswand, die abrupt den Blick ins Landesinnere unterbricht.
Am Hafen von Split angekommen ist noch Zeit die Dalmatische Hauptstadt mit ihrem Weltkulturerbe zu besichtigen. Nachdem wir uns das Ticket für die Fähre an einem Schalter gesichert haben und unser Gepäck an einem anderen abgegeben haben, sehen wir und den nahegelegenen Diokletianspalast und die Hafenpromenade an. Möglichkeiten etwas zu essen oder sich mit einem Eis an das neue Klima zu gewöhnen bleiben dort auch zur Genüge. Auffällig ist das internationale Flair in der Altstadt – Englisch, Italienisch, Französisch und viele, viele weitere Sprachen dringen an unsere Ohren.
Am Nachmittag können wir uns endlich auf dem Katamaran ausruhen und erreichen nach 3 Stunden die Insel. Wie schon in Split, waren auch dort am Hafen Einheimische mit einem Schild in der Hand und fragen ständig „Accomodation, Accomodation“! Wir haben zum Glück schon eine. Bei einem Freund, dessen Eltern kurz nach dem Krieg für wenig Geld dort ein Ferienhaus gekauft haben, kommen wir im Hafenort Jelsa an.
Auf der Insel kann man überall Autos und Motorroller leihen. Wir nehmen für diese Woche jedoch Vorlieb mit Fahrrad und Bus. Man kann mit letzterem zum Beispiel einen Ausflug auf die andere Seite der Insel unternehmen. Der Weg zur Hauptstadt Hvar ist nichts für schwache Nerven, wenn der Busfahrer mit dem Handy am Ohr an steilen Hängen entlangkurvt. Aber die Stadt selbst bietet einen Jachthafen zur Bewunderung und ein Kloster über den Dächern der Stadt, dass über viele Steinstufen erklommen wird.
Die Insel kann mit einer Reihe an Spezialitäten aufwarten. An Ständen kann man Keramik, Lavendel in vielerlei Formen und einer Art Likör aus stark gereiften, fast schon rosinenartigen, Trauben entdecken. Restaurant bieten vor allem Fischspezialitäten an, aber auch internationale Küche ist überall zu finden.
Wir haben meistens im Supermarkt eingekauft und in der kühlen Altstadtküche am Abend, nach dem fast täglichen Strandbesuch, gekocht. Durch die Inselpreise sind die Lebensmittel fast so teuer wie in Deutschland. Das Gemüse ist geschmacklich und häufig auch von der Sorte ganz anders als in Mitteleuropa.
Nur bei den Insulanern haben wir komische Situationen erlebt. In der Haupturlaubszeit haben Studenten und Schüler frei. Sie arbeiten dann gelangweilt in Supermärkten, Cafés und überall wo man sie braucht. Als ich eines Tages in einem Supermarkt fragte, ob auf den Wasserflaschen Pfand sei, antwortete das Mädchen in einem unnachahmlichen Akzent: „There is a deposit. But not here and not for you!“ Danach brach sie in dämonisches Lachen aus. Außerdem trifft man häufig auf den Insulaner-Typus “Macho”. An der Ecke rumhängende, mit Feinripp und Moped ausgestattete Männer zwischen 20 und 40, die nichts zu tun haben und blöde dreinschaun. Früher gab es neben dem Weinbau noch andere Landwirtschaft, die aber in den letzten Jahren wegen der günstigeren Festlandimporte nur noch durch den sommerlichen Tourismus gepuffert wird. Vielleicht ein Grund für die schlechte Laune der Hvarer.
Andererseits haben wir viel Zeit auf dem Rad verbracht und unsere persönlichen Abenteuer auf der Insel Hvar erlebt.
Auf dem Rückweg nahmen wir dann die große Fähre, die mit dem Bus regelmäßig zu erreichen ist. Als wir in See stachen glitzerte die Sonne auf dem Meer und der bergigen Insel. Am Horizont zahllose Segeljachten und ein entspannter Ausklang der 10-tägigen Spontanferien im Land des manchmal „schandhaften Lächelns“.
Anonym
Jelsa