Auf nach Madeira!
Die Insel liegt auf der Höhe Marokkos, ca. 1000 km vom Mutterland Portugal entfernt, mitten im Atlantik.
Am Flughafen Santa Catarina nahmen wir unseren Leihwagen in Empfang, und machten uns umgehend auf den Weg nach Funchal, der Hauptstadt Madeiras.
Dass auf ein vernünftiges Frühstück in Portugal, wie im übrigen Südeuropa, kein gesteigerter Wert gelegt wird, war uns hinreichend bekannt. Daher hatten wir ein Apartment ohne Frühstück gebucht. Es macht ohnehin mehr Spaß, sich ein Café oder dergleichen auszugucken und das gerade Begehrte zu bestellen. Unser erstes Frühstück nahmen wir in jedem Falle in der kleinen Bar gleich zwei Häuschen weiter. Von dort konnte man den Leuten zusehen, die die Avenida hinabschlenderten, oder sich hinaufquälten. Diese Bar war auch die letzte abendliche Anlaufstation. Dort gab’s eine Bica (Espresso) und ein Gläschen Macieira, einen leckeren Portugiesischen Brandy. Der dort servierte Espresso war übrigens hervorragend!
Funchal ist anscheinend getrennt in Uptown und Downtown. Zumindest hinsichtlich der Preisgestaltung der Restaurants. Grob gesagt: rechts vom Hotel war’s teu(r)er, links billiger. Gemeinsam hatten fast alle Restaurants die Anschnacker. In Ruhe die, ohnehin fast überall im Speisenangebot einheitlichen, Karten studieren, ohne umgehend angesprochen zu werden, war schon eine kleine Kunst. Besonders in der Altstadt hatte man nach ca. 300 m Flaniergang die Taschen voller Restaurantkärtchen. Man muss das jedoch auch mal positiv sehen: verhungern wird man in dieser Stadt wohl eher nicht! Und so richtig schlecht haben wir eigentlich nirgendwo gegessen. Lobend sei hier besonders das "Combatentes", Rua de S. Francisco, erwähnt.
Meeresfrüchte und Fischgerichte gibt es in der madeirensischen Küche in allen Variationen, dabei natürlich die nationalen Renner Bacalhau (Stockfisch) und Espada, ein Schwarzer, langer Degenfisch. Zusammen mit einheimischen Bananen das Nationalgericht der Insulaner schlechthin.
Espetada ist nicht die kleine Schwester vom Espada, sondern ein gegrillter Fleischspieß. Er wird, mit allen möglichen Fleischsorten gespickt, angeboten.
Carne de vinho e alho sei hier nicht vergessen. Geschnetzeltes Fleisch in Wein, Knoblauch und Wachholder mariniert.
Als Dessert wurde Leite Creme, Pudim Caramel, Cassata de Casa, Molotow (überbackener Eischnee mit gezuckerter Eigelbsoße) und allerhand andere köstliche Süßspeisen angeboten.
Unsere täglichen Expeditionen führten uns durch und um die gesamte Insel. Wie eingangs schon erwähnt, ist das Eiland steil und gebirgig, alles strotzt in etlichen Grüntönen, es blüht und wuchert an allen Enden. Bis auf den nordöstlichen Teil, der Ponta de Sao Lourenco, der wie ein Wurmfortsatz in den Atlantik ragt. Dieser Zipfel erinnert in seiner Kargheit eher an schottische oder irische Küsten. Aufgrund der Steilheit bietet sich an etlichen Ecken und Enden eine grandiose Aussicht, mit wirklich sensationellen Fernblicken und mörderischen Abgründen.
Die berühmten Wanderwege entlang der Levadas, den Bewässerungskanälen, sind ein Fixpunkt eines jeden Wanderers. Diese Kanäle sind ungefähr einen halben Meter breit und ca. 30 cm tief. Neben ihnen verläuft ein Pfad, der eigentlich für Kontrollgänge und Revisionsarbeiten gedacht war. Auf diesen Pfaden kann man, ohne große Gefälle und Steigungen überwinden zu müssen, gemütlich entlang wandern, wenn es einem nichts ausmacht, dass auf manchen Strecken plötzlich links vom 30 cm breiten Pfad kein Busch, kein Strauch, kein Geländer mehr ist, und man so auf schmalem Pfade einige Meter hinter sich bringen muss. Mit sehr gemischten Gefühlen haben wir aber auch Levadas gesehen, die an felsigen und senkrecht abfallenden Felswänden entlang gingen.
Madalena do Mar war auf unseren Ausflügen ein gern angesteuerter Ruhepunkt. Eigentlich nichts Besonderes. Ein Stück Kiesstrand mit kleiner, gepflegter Promenade, einem Café, einer Bar und einem Restaurant. Ins Meer führte ein neuerer Steg. Dort haben wir gern mal gesessen, Galao getrunken, und uns auch mal mit einem Prego gestärkt. Ein Prego ist ein Brötchen, belegt mit einem Stück gebratenem Fleisch, Tomaten und Salat. Quasi der portugiesische Hamburger! Sehr gern hätten wir uns dort eine Liege gemietet, um Siesta zu halten. Leider war noch Vorsaison und deshalb die Liegenvermietung verwaist.
Auf unseren Ausflügen befuhren wir meist, zumindest auf dem Hinweg, die alten, schmalen, kurvenreichen Küsten- und Binnenstraßen. Wenn einem die Kurbelei zu viel wird, nimmt man halt auf dem Rückweg die neuen Straßen, fährt durch neue, trockene, beleuchtete Tunnel, und ist ruckzuck wieder in Funchal.
Funchals Promenade ist breit und gut besucht. Etliche Restaurants an der Marina, Gartencafés und, unübersehbar, die „Vagrant“. Ehemals die Luxusyacht der Beatles, nunmehr ein Restaurant. Die Gäste sitzen auf Minibooten rings um das Mutterschiff und bekommen Touristenmenüs.
Der Weg an der Promenade ist sehr schön, und die beste Art, um in die Markthalle zu kommen, deren interessantester Teil, wie in ganz Portugal, der Fischmarkt ist. Hier gibt es wirklich frische Fische, in allen Variationen. Fische, die man noch nie gesehen hat, und bei denen wir, als Binnenländer, ganz große Augen bekamen.
Wir hatten angenehmes Wetter, wenn auch zum Ende hin die Bewölkung zugenommen hat. Die Temperaturen waren die ganze Zeit über moderat, sie stiegen nie über 25 °C.
Sehr beeindruckend war einmal der Seenebel. Eines Morgens quollen dicke Wolken in die Bucht von Funchal. Wer schon einmal den Film „Fog, Nebel des Grauens“ gesehen hat, kann sich das in etwa vorstellen. Wir sind im Dunst aus der Stadt, und schon ein paar Meter weiter höher, auf der Stadtautobahn, war schönster Sonnenschein. Die Stadt unter uns lag in einem Meer aus Watte begraben. Es muss aber wirklich etwas Besonderes gewesen sein, weil die Nachrichten des Lokalfernsehens ausführlich darüber berichtet, und sehr schöne Bilder davon gezeigt haben.
Als unser Urlaub allmählich dem Ende zuging, hatten wir wohl, bis auf wenige Ausnahmen, alles Wesentliche von Madeira gesehen. Zumindest das, was man als urlaubender Gast mitbekommen kann. Die touristischen Hotspots haben wir, soweit das irgend möglich war, vermieden. Zum Beispiel die Gondelfahrt nach Monte, an deren Bergstation die Schlange derjenigen wartet, die sich mit dem Korbschlitten für einen stolzen Preis wieder zu Tal bringen lassen.
Madeira lohnt sich! Man sollte dieses Stück Erde wirklich gesehen haben, zumal es bis dahin nicht all zu weit weg ist. Wir fanden es schöner als z.B. Teneriffa oder Malta. Es waren 2 schöne Wochen, nach denen wir zufrieden wieder nach Hause geflogen sind.
H.-M. B.
Madalena do Mar
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